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Aktion plus5 zeigt erste Wirkungen

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Wegeunfälle sind im 2. Halbjahr deutlich gesunken

333 Verkehrsunfälle mit Radfahrerbeteiligung (+7,8%) bei 268 Unfällen mit Personenschaden (+9,4%) liegen deutlich über dem Durchschnittswert von 3,0% in der gesamten Rhein-Neckar-Region.

Der Anstieg kam nicht überraschend, denn schon in der Halbjahresbilanz im Juli 2014 stiegen die Radunfälle um 36,1% auf 166 gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Bei 66,4% dieser Unfälle setzten die Radfahrer eine Unfallursache.

Die Polizei setzte sich daher zum Ziel, diesen Anstieg der Unfallzahlen einzudämmen. Schon im März dokumentierten Filmteams der Polizei die Fehlverhaltensweisen der Radfahrer in Heidelberg. Dabei wurden sowohl Massenfehlverhaltensweisen bei den Fahrbahnbenutzungspflichten als auch häufige individuelle, riskante Verkehrsverstöße um des eigenen schnelleren Fortkommens Willen festgehalten.

Als fahrradfreundliche Modellkommune der Initiative RadKULTUR wirbt Heidelberg mit dem Mobilitätsvorteil der schnellen, kurzen Wege für Radfahrer. Mit Installation der Zählstation an der Mittermaierstraße stellte sich heraus, dass Tag für Tag rund ein Viertel der Berufspendler ins Neuenheimer Feld diesen Vorteil zu wörtlich nahmen und unter Nutzung der falschen Fahrbahnseite als Geisterradler unterwegs waren. An Spitzentagen zählte die Station mehr als 7.200 Radfahrer, d.h. allein an dieser Stelle begingen täglich bis zu 1.700 Radfahrer Verkehrsverstöße. Nun ist gerade die „Falsche Straßen-/Fahrbahnbenutzung“ die häufigste Ursache bei Radunfällen. Gepaart mit den individuellen Verstößen, die zu den weiteren Hauptunfallursachen „Nicht angepasste Geschwindigkeit“, „Sicherheitsabstand auf Vorausfahrenden“ und „Nichtbeachten der Vorfahrt bei Lichtzeichenanlagen“ führen, ergab sich aus dem Verhalten einer großen Anzahl von Berufspendlern und Studenten nicht nur eine Gefahrenerhöhung, sondern eben die ausgewiesene exorbitante Zunahme der Unfallzahlen im ersten Halbjahr 2014.

Entsprechend einer Auswertung der einschlägigen Unfälle aus dem Jahr 2013 ereigneten sich 67,1% aller Radunfälle zu den Stoßverkehrszeiten. Rund drei Viertel aller Unfallbeteiligten sind der Zielgruppe der Berufstätigen und Studenten zuzurechnen. So wurde zur Reduzierung der Wegeunfälle auf gemeinsame Initiative von Polizei und Stadtverwaltung mit den Universitätskliniken und der Universität Heidelberg eine Arbeitsgemeinschaft gegründet und im Juli die Aktion plus5 gestartet, die sich mittlerweile zu einer stadtweiten Bewegung ausgeweitet hat.

Mit unterschiedlichsten Aktionen präventiver, wie auch repressiver Art wurden die Verkehrsteilnehmer immer wieder aufgefordert, sich fünf Minuten mehr Zeit für den Weg von und zur Arbeit zu nehmen, sich regeltreu und rücksichtsvoll zu verhalten und dadurch sicherer und Unfall frei zum Ziel zu kommen.

Durch den Gesprächskontakt mit den Verkehrssündern bei vielen Kontrollaktionen ist auch eine Verhaltenseinschätzung möglich. Keiner der Kontrollierten war uneinsichtig. Alle waren freundlich an der Kontrollstelle. Viele waren in Eile. An sich regeltreu folgten sie in ihrer Pendlerroutine eher gedankenverloren dem Fehlverhalten einer großen Zahl von Radfahrern. Deshalb ist das Aktionsziel der nachhaltigen Ausbildung von Gefahrenbewusstsein auch ein zielführender Ansatz. Vergleicht man die Unfallentwicklung vor Beginn der Aktion plus5 mit dem zweiten Halbjahr 2014 bestätigt sich die vorgenannte These.

Verkehrsunfälle (VU) mit Radfahrern im Stadtgebiet Heidelberg

Verkehrsunfälle (VU) mit Radfahrern im Stadtgebiet Heidelberg

Beim Rückgang der Unfälle in den ausgewiesenen Zeitfenstern reduzierte sich die Zahl der Verletzten gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 15.

Bei 167 Unfällen setzten im 2. Halbjahr aber immer noch in 59,7% der Fälle die Radfahrer die entscheidende Unfallursache.

Gesamtschau 2014

Von 333(+24/+7,8%) Unfällen sind 268 Unfälle mit Personenschaden (+23/+9,4%). Die Zahl der Verunglückten stieg auf 271 Personen (+22/+8,8%). Es wurden 45 Radfahrer schwer verletzt (+8/+21,6%). Die Zahl der Leichtverletzten stieg auf 226 (+14/+6,6%)

Verteilung nach Hauptverursacher

Bei 142 Unfällen setzten motorisierte Verkehrsteilnehmer die Hauptunfallursache, bei 172 Unfällen die Radfahrer und in 10 Fällen Fußgänger.

Motorisierte Verkehrsteilnehmer als Hauptverursacher

Von 142 Unfällen waren 115 mit Personenschaden. Dabei wurden 11 Radfahrer schwer und 105 leicht verletzt.
In 30 dieser 142 Fälle war aber auch das Verhalten des Radfahrers mitursächlich. 14-mal befuhren die Radler dabei den falsche Straßen- oder Fahrbahnteil.

Häufungen einzelner Unfallursachen:

-Fehler beim Abbiegen: 35 Unfälle / 2 schwer- / 27 leicht Verletzte.
-Vorfahrtsfälle: 23 Unfälle / 4 schwer- / 17 leicht Verletzte

Radfahrer als Hauptverursacher

Von 172 Verkehrsunfällen waren 137 mit Personenschaden. Dabei wurden 33 Radfahrer schwer und 117 leicht verletzt.

Radfahrer allein beteiligt

46-mal kamen Radfahrer ohne Fremdbeteiligung zu Fall. 16 davon wurden schwer, 30 leicht verletzt. In 5 Fällen war Alkohol ursächlich, in 10 Fällen waren die Radler zu schnell.

Radfahrer / Fußgänger

Bei 19 Unfällen wurden 2 Radfahrer schwer und 12 leicht verletzt. Auch 11 Fußgänger wurden leicht verletzt. Bei 9 Unfällen setzten die Fußgänger die Unfallursache.

Radfahrer / Radfahrer

In 33 Fällen stießen Radfahrer mit Radfahrern zusammen. Dabei wurden 2 Personen schwer und 35 leicht verletzt. In 9 Fällen befuhr ein Radler dabei den falsche Straßen- oder Fahrbahnteil.

Fazit:

In Heidelberg waren bei 142 Fahrradunfällen (42,6%) die motorisierten Verkehrsteilnehmer die Hauptverursacher. Dabei verunglückten 113 Radfahrer (41,7 %), 11 davon schwer (24,4%) und 102 (45,1%) trugen leichte Verletzungen davon.
Insbesondere bei der großen Mehrzahl der Schwerverletzten (75,6 %) setzten die Radfahrer selbst die Ursachen.

Ziel der Aktion plus5 bleibt es deshalb, alle Verkehrsteilnehmer zu besonders aufmerksamer und rücksichtsvoller Fahrweise zu motivieren.

Den Radfahrern muss man Entschleunigung und Regeltreue ans Herz legen. (Aktions-Synonym: 5 Minuten, die schützen)

Gefahren steigern sich immer, wenn viele unterwegs sind. Der Verzicht auf Vorrang im unklaren Einzelfall, an stark befahrenen Routen hilft, die Arbeitsfähigkeit und Gesundheit des Radfahrers zu erhalten. Die Aktion plus5 wird auch im Jahr 2015 mit kreativen, auch unkonventionellen Präventionsmaßnahmen fortgesetzt. Es müssen jedoch immer wieder Überwachungsaktionen mit Sanktionierungen seitens der Polizei eingestreut werden, um die Appelle zu untermauern und die positiven Trends zu verfestigen.

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