Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, liebe Studierende, werte Radfahrer und Autofahrer,
wir wollen, dass Sie unfallfrei zur Arbeit / zur Universität und wieder nach Hause kommen.
Bitte bedenken Sie:
- zwei Drittel aller Radfahrunfälle ereignen sich in den Stoßverkehrszeiten,
- bei mehr als der Hälfte aller Radunfälle setzt ein Radfahrer die Ursache,
- bei etwa jedem vierten Unfall ist ein Autofahrer Verursacher.
- Im Jahr 2014 wurden 271 Radfahrer verletzt, 45 davon schwer.
- Die meisten dieser Unfälle sind vermeidbar.
- Sie können dazu beitragen.
Nachfolgend geben wir Ihnen eine Diskussionsgrundlage und Empfehlungen, wie Sie ganz einfach Unfallgefahren vermeiden können.
Warum sollte ich mir 5 Minuten mehr Zeit nehmen?
Zwei Drittel aller Radunfälle in Heidelberg passieren in den Stoßverkehrszeiten. Viele davon sind Pendlerunfälle von und zur Arbeit / Universität.
Die Unfälle sind meistens vermeidbar!
Zunächst zur Psychologie des Wegeunfalls1
Routine überlagert das Gefahrenbewusstsein - Stichwort: den Weg fahr ich im Schlaf!
Routine reduziert die Gehirnfunktion, das führt zum Gefühl der Unterforderung, zur Selbstüberschätzung und zu falschem Gefahrenradar. Wenn viele Pendler auf dem Weg sind, summieren sich die Gefahrensituationen. Passt nur einer nicht auf – kann es zum Unfall kommen.
Was hilft und reduziert Unfallgefahren?
Vorgänge die sich immer wiederholen, werden zur Routine – darin lauern Gefahren. Machen Sie deshalb Regeltreue und defensive Fahrweise zu Ihrer Pendler-Routine. Fahren Sie morgens bewusst 5 Minuten früher weg und lassen Sie sich nachmittags 5 Minuten mehr Zeit!
Schärfen Sie Ihr Gefahrenbewusstsein: "Mir kann das nicht passieren!“– ? – Doch! Reduzieren Sie Ihre Selbstüberschätzung, indem Sie Gefahrensituationen „personalisieren“. Berichten Sie erlebte Gefahren und Beinahe-Unfälle im Kollegenkreis.
Diese in der Psychologie beschriebene Art der Peergroup-Konditionierung unter Kolleginnen und Kollegen ist individuell glaubwürdiger und bleibt nachhaltiger in Erinnerung als beispielsweise ein Unfallbericht in der Zeitung über eine mir unbekannte Person.
Richten Sie hierzu betriebsinterne (Intranet-)Foren „Gefahrensituationen auf dem Weg von und zur Arbeit“ ein und tauschen Sie sich mit Ihren Peers aus.
Empfehlungen zu einzelnen Unfallgefahren
Es gilt der Grundsatz: Wo viele Verkehrsteilnehmer gleichzeitig unterwegs sind, erhöhen sich die Zahl der Konflikte und damit die Unfallgefahren. Gefahrloser fahren Sie als Radfahrer im Pulk mit gleichförmiger Bewegung. Für alle Verkehrsteilnehmer gilt: Fahren Sie defensiv und rücksichtsvoll.
Falsche Fahrbahn- oder Straßenbenutzung
Als "Geisterfahrt" bezeichnen wir die Radwegnutzung auf der linken, der falschen Straßenseite. In Deutschland schaut beim Einbiegen in eine Vorfahrtstraße jeder meist nur kurz nach rechts und dann intensiver nach links, weil von dort der bevorrechtigte Verkehr kommt. Radfahrer in der falschen Richtung von scharf rechts werden dabei oft übersehen. Schlimmstenfalls kommt es zur Kollision.
Einbiegen- oder Kreuzen-Unfälle
Vorsicht ist an jeder Ausfahrt geboten, wo mit Ortsunkundigen gerechnet werden muss (Tankstellen, Baumärkte, Lebensmittelmärkte, etc.).
Besondere Vorsicht gilt auf links geführten Radwegen. Der aus dem Betriebsgelände ausfahrende Ortsunkundige schaut beim rechts Einbiegen in den Verkehr intensiver nach links und kann den sich nähernden Radfahrer übersehen.
Autofahrer bitte beim Rechtsabbiegen den Schulterblick nicht vergessen!
Fehlender Seitenabstand
Autofahrer sollten an Engstellen (Seitenabstand zum Radfahrer geringer als 1,50 m) geduldig hinter dem Radfahrer herfahren und sich nicht vorbeizwängen. Auch hier hilft, sich 5 Minuten mehr Zeit zu nehmen.
Radfahrer gegen Radfahrer
Schnelles Fahren im Pulk, überholen auf dem Radweg, Geisterradeln und Missachten von Roten Ampeln bringen innerstädtisch wirklich nur Minutenvorsprung. Bei einer Kollision tragen meist alle Beteiligten Verletzungen davon. Das „Mitschwimmen“ im Pulk reduziert Konfliktsituationen und ist meist ungefährlicher.
Radfahrer allein beteiligt
Meist ist die falsch gewählte Geschwindigkeit ursächlich. In einem Drittel der Stürze ziehen sich die Radfahrer schwere Verletzungen zu. Bei allen übrigen sind sie leicht verletzt. Es gibt eine hohe Dunkelziffer. Ein Helm schützt Sie vor schweren Kopfverletzungen. Schützen Sie ihr Bestes!2.
TIPPS zu Unfallgefahren in Heidelberg als PDF-Download
1 Prof.Dr. Hackenfort, Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, Untersuchung von kognitive basierten Risikofaktoren für regelwidriges Verhalten im Veloverkehr, Zürich (2011/12)
2 www.schuetze-dein-bestes.de